Unter einer akuten Höhenkrankheit, kurz AMS, versteht man ein Krankheitsbild infolge einer akuten Akklimatisierungsstörung des Körpers an die veränderten Luftdruckverhältnisse bei einem Aufenthalt in große Höhen (meist ab 2.500 m Schlafhöhe).
Unter einer Akklimatisation oder auch Akklimatisierung versteht man die individuelle physiologische Anpassung eines Organismus innerhalb seiner genetischen Vorgaben an sich verändernde Umweltfaktoren…)
Quelle: Wikipedia
Höhenbedingte Beschwerden werden sehr häufig ignoriert oder verheimlicht!
Man muss sich deshalb vom ersten Höhentag an ständig gegenseitig beobachten. Dabei soll man Folgendes beachten:
Treten zwei oder mehrere Symptome gleichzeitig auf, ist Vorsicht geboten.
Kopfschmerzen in der Höhe stellen allein noch keine Höhenkrankheit dar. Drei von vier Höhenbergsteiger*innen leiden gelegentlich darunter.
Treten jedoch Atemnot in der Ruhe, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Müdigkeit, Apathie, Unterhautschwellungen, Schwindelzustände, trockener Husten auf - besteht die ernsthafte Gefahr einer Höhenkrankheit.
Wenn ein(e) Bergsteiger*in plötzlich sehr langsam wird, ungewohnt oft rasten muss und sich bei diesen Pausen nicht mehr erholen kann, ist das ein dringender Hinweis auf ein bevorstehendes oder bereits beginnendes lebensbedrohendes Höhen-Lungenödem (HAPE).
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Sobald zu den unter Höhenkopfschmerz genannten Symptomen eine auffällige Gleichgewichtsstörung hinzukommt, besteht akute Lebensgefahr. Sie ist ein untrüglicher Hinweis auf ein sogenanntes Höhenhirnödem (HACE).
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Wichtig: Auch aus leichten Formen der Höhenkrankheit können sich innerhalb von wenigen Stunden lebensgefährliche Situationen entwickeln. Daher müssen immer sofort und kompromisslos die richtigen Konsequenzen gezogen werden:
Der Höhenbereich, ab welchem eine konsequente Höhentaktik erforderlich ist um Höhenprobleme zu vermeiden, liegt bei etwa 2.500 m - 3.000 m Schlafhöhe. Ab dieser Höhe muss man dem Körper Gelegenheit geben, sich an die ungewohnte Höhe anzupassen.
Ab dieser Höhe erfolgt jede Akklimatisation stets in Stufen: Nach erfolgter (meist mehrtägiger) Anpassung an eine erreichte Höhe ist man nur für diesen Höhenbereich akklimatisiert, also wieder nahezu voll belastbar und weitgehend frei vom Risiko einer akuten Höhenkrankheit. Beim weiteren Höhersteigen beginnt der Akklimatisationsprozess von neuem und es besteht erneut das Risiko einer akuten Höhenkrankheit.
Im Rahmen eines üblichen Höhentrekkings bzw. einer Bergbesteigung in großen und extremen Höhen befinden wir uns ständig in der (riskanten) Akklimatisationsphase und sind in der Regel nie voll akklimatisiert.
Deshalb ist es wichtig, die folgenden taktischen Regeln des Höhenbergsteigens konsequent einzuhalten, um eine akute Höhenkrankheit (AMS) zu vermeiden.
Die Gestaltung der Aufstiegsetappen stellt oft einen Kompromiss zwischen höhenmedizinischen Empfehlungen, dem Zeitbudget sowie den örtlichen Verhältnissen (Gelände, Zeltplätze, Lodges) dar. Immer ist ein aktiver Aufstieg zu Fuß einem raschen Erreichen des Höhenziels z. B. per Seilbahn, Helikopter oder Flugzeug vorzuziehen.
Der tägliche Höhenunterschied beim Aufstieg (maßgeblich ist immer die Steigerung der Schlafhöhe) liegt optimalerweise zwischen 300 – 400 Hm. Ist diese Schlafhöhendistanz nicht möglich, sollte sie 600 hm nicht überschreiten. Beträgt die Höhendifferenz zum nächsten Camp beträchtlich mehr (1000 Hm), sollen auf der neuen Höhe mindestens zwei Nächte verbracht werden.
Nur wer sich nach Ankunft in einem neuen Lager (oder Lodge) wirklich fit fühlt, kann am selben Nachmittag / Abend noch gemütlich etwas höher steigen, z. B. 200 Hm über das Lager (die Lodge) hinaus, um sich für den Folgetag schon etwas zu akklimatisieren.
In der kritischen Akklimatisationsphase sollte das (aus den Alpen) gewohnte Gehtempo bewusst reduziert werden und kompromisslos (!) ein sogenanntes aerobes Gehtempo gewählt werden. Was heißt das? Ein Tempo, bei dem man nicht außer Atem gerät, sich während des Gehens noch gut unterhalten kann und damit nicht in eine „Sauerstoffschuld“ durch Überanstrengung (= anaerob) gerät.
Die regelmäßige Kontrolle des Pulswertes ist ein wichtiger Parameter für den Akklimatisationszustand. Liegt der Ruhepulswert (z. B. morgens, liegend, noch im Schlafsack) um mehr als 20 Prozent über dem individuellen Talwert (zu Hause oder vor Trekkingbeginn im Tal gemessen), kann dies ein Hinweis dafür sein, dass man sich gerade in der (stets kritischen) Akklimatisationsphase befindet. Kehrt der Ruhepuls später wieder zum individuellen Talwert zurück, bedeutet dies, dass der Akklimatisationsprozess in diesem Höhenbereich erfolgreich abgeschlossen ist.
Die nachts gedämpfte Atmung und der sich verlangsamende Kreislauf beeinträchtigen evtl. die Schlafqualität in großer Höhe. Auch sind Schlafstörungen z. B. durch periodische Schlafatmung, häufiges Urinieren oder störende Geräusche keine Seltenheit. Durch das Liegen mit leicht erhöhtem Oberkörper kann man nachts seine Atmung unterstützen. Auf die Einnahme von Schlafmitteln sollte verzichtet werden.
Zu häufigen Komplikationen beim Aufenthalt in einem Entwicklungsland gehören Verdauungsstörungen: Diesen kann man durch regelmäßiges Händewaschen sowie Trinkwasser- und Lebensmittelhygiene vorbeugen.
Hinzu kommen mögliche Atemwegsinfekte. Die Schleimhäute kann man durch ein Tuch vor dem Mund oder durch das Lutschen von Pastillen feucht halten. In großer Höhe / bei großer Kälte sollte auf das Duschen und vor allem auf das Haarewaschen verzichtet werden.
In großer Höhe kommt es durch die körperliche Anstrengung in kalter, trockener Luft zu einem verstärkten Flüssigkeitsbedarf. Dieser Flüssigkeitsbedarf sollte durch regelmäßiges, vermehrtes Trinken gedeckt werden, um leistungsfähig zu bleiben, aber auch um Thrombosen und Erfrierungen vorzubeugen. Der Urin sollte hell und klar sein. Es sollte so viel getrunken werden, dass man auch nachts raus muss. Faustregel: pro 1.000 m Höhe 1 Liter am Tag.
Jeder Reisende sollte sich täglich fragen: Wie ging es mir gestern? Wie war die Nacht? Was kann ich mir heute zumuten? Laufender Erfahrungsaustausch zur aktuellen Verfassung und zum Akklimatisationsfortschritt ist sehr wichtig. (Ehe)partner*innen, Bergpartner*innen, Zeltpartner*innen sollten sich gegenseitig beobachten und regelmäßig über den Gesundheitszustand austauschen So können frühzeitig Probleme erkannt werden.
Siehe unsere Ausführungen zur Höhenkrankheit
Dies gilt besonders für die Symptome der Höhenkrankheit, aber auch für evtl. andere Krankheitssymptome. Prinzipiell sollte man immer zunächst von einer Höhenkrankheit ausgehen, denn die Symptome der Höhenkrankheit werden oftmals ignoriert, falsch interpretiert oder verheimlicht. Gesundheitsprobleme werden in großer Höhe nicht besser, der Organismus ist dadurch doppelt belastet. Wenn sich die Symptome in gleichbleibender Höhe nicht bessern, muss immer abgestiegen werden. Es besteht unter Umständen akute Lebensgefahr!
Die Beachtung der unter „Grundsätzen der Höhentaktik“ genannten Punkte liegen meist in Ihrer Verantwortung.
Ein kontinuierlicher Austausch mit Ihrer Reiseleitung über Ihr Befinden ist unumgänglich.
Aber auch wir als Ihr Reiseveranstalter können im Vorfeld der Reise viel für eine erfolgreiche Trekkingreise in der Höhe tun.
Der erste Schritt beginnt bei uns in München mit einer sorgfältigen Routen- und Etappenwahl. So ist es unser Ziel, die ersten Tage in der Höhe so geruhsam wie möglich zu gestalten, damit Ihr Körper Zeit hat, sich zu akklimatisieren. Auch die Zuhilfenahme einer Begleitmannschaft und der organisierte Gepäcktransport spielen für die erfolgreiche Akklimatisation eine wichtige Rolle. Ihr Gehtempo können Sie meist selbst bestimmen. Wir halten Ihre Reiseleitung und die örtlichen Begleiter*innen dazu an, dies zu fördern und zu unterstützen. Dennoch gibt es witterungs- und/oder geländebedingte Situationen, die es hin und wieder erfordern, dass die Gruppe zusammenbleibt. In diesen Fällen wird auf die langsameren Teilnehmer*innen Rücksicht genommen. Ihre Reiseleitung wird regelmäßig über den aktuellen Stand der Höhenmedizin von uns unterrichtet und führt eine nach dem neuesten Forschung ausgerüstete Notfall-Apotheke mit. Diese hält für die akute Höhenkrankheit, das Höhenlungenödem und/oder das Höhenhirnödem entsprechende Medikamente bereit. Bei Touren, die in große Höhen führen und ggf. kein schneller Abtransport in tiefere Lagen möglich ist (z. B. auf Hochplateaus), wird ein Überdrucksack (Certec Bag) mitgeführt.
▸ Weitere Information zum Überdrucksack
Vorbeugung
Wichtig ist eine gute Vorbereitung. Trainieren Sie Ihre Kondition, brechen Sie nicht vom Schreibtisch zur Reise auf sondern gönnen Sie sich vor dem Abflug 1-2 Tage Ruhe, vermeiden Sie Stress.
Das Lebensalter ist nicht ausschlaggebend für die Gefahr einer Höhenerkrankung. Oft ist es sogar so, dass ältere Menschen durch Ihre Erfahrung und Umsicht weniger gefährdet sind.
Sollten Sie vor der Entscheidung für oder gegen eine Trekkingreise in große Höhe stehen, fragen Sie uns. Wir kennen die Gegebenheiten vor Ort. Wir helfen Ihnen gerne die richtige Wahl in Bezug auf das Reiseziel und den Schwierigkeitsgrad zu treffen.
Wenn Sie die Verhaltensempfehlungen beherzigen, haben Sie schon viel für Ihre Gesundheit und eine erfolgreiche Besteigung oder ein Trekking in großer Höhe getan.
Unsere Ausführungen zur „Höhe auf Reisen“ stellt eine Zusammenfassung einer sehr umfassenden Thematik dar.
Zur weiteren fachlichen Auseinandersetzung empfehlen wir das Handbuch der Trekking- und Höhenmedizin (8. Auflage von 2015) von Prof. Dr. Franz Berghold, Ulf Gieseler und Dr. Wolfgang Schaffert oder andere weiterführende Literatur.